In der Nacht hat es viel geregnet, wie auch schon am gestrigen Nachmittag und Abend. Doch geschlafen haben wir diesmal sehr gut. Nach einem reichhaltigen Frühstück und versorgt mit einer Lunch-Box, verabschieden wir uns von der Kudu Loge. Es regnet noch immer, als wir das Lolduare Gate erreichen. Die Anmeldeprozedur dauert, doch während Hope das erledigt schauen wir uns ein wenig in dem kleinen Besucherzentrum um.
Es gibt nicht viel zu sehen: ein maßstabsgerechtes Geländemodell, ein wenig Menschheitsgeschichte auf Plakaten an den Wänden und natürlich den obligatorischen Souvenirshop. Viele Besuchergruppen treffen ein und die Guides erläutern anhand des Geländemodells wie die Reise weiter geht. Ngorongoro hat nicht den Status eines Nationalparkes sondern ist eine „Conservation Area“. Das bedeutet hauptsächlich, dass die Maasai das Gebiet weiterhin als Weideland für ihr Vieh nutzen dürfen, was in Nationalparks wie der angrenzenden Serengeti dann endgültig verboten ist. Die Jagd auf Wildtiere ist natürlich generell verboten.
Auch für uns geht es endlich weiter. Direkt hinter dem Gate hört die Asphaltstraße auf und es beginnt die Piste. In immer noch strömendem Regen schrauben wir uns den Berg hinauf bis zum Aussichtspunkt auf 2263m Höhe. Der Blick hinunter in den riesigen Ngorongoro Krater bleibt uns im dichten Nebel zunächst verwehrt, doch auf der Rückfahrt sollten wir den Ausblick noch ausreichend genießen dürfen.
Bald erreichen wir das Seneto Gate und damit den Abstiegspfad, auf dem wir nach kurzer Pause nun 600m tief zum Grund des Kraters hinab fahren. Bedingt durch den anhaltenden Regen und Nebel ist die Sicht anfangs etwas eingeschränkt. Doch wir sehen viele Zebras, Gnus, Büffel, Gazellen, vereinzelt Elefanten, Strauße und Warzenschweine.
Nach und nach bessert sich das Wetter und die Sonne kommt langsam hinter den Wolken hervor. Nun erkennen wir deutlich, dass wir uns auf einem riesigen, flachen Kraterboden befinden, ringsum begrenzt von einer steilen Bergkette. In der Mitte des Kraters gibt es einen großen See (Lake Magadi) in dem tausende Flamingos leben. Mehrere kleine Wasserstellen sind der Lebensraum für Flusspferde. Der Krater ist ein nahezu geschlossenes Ökosystem und bietet Nahrung im Überfluss, so dass viele Tiere den Krater praktisch nie verlassen. Auch die Maasai schätzen den Weidegrund für ihre Rinder.
Schließlich entdecken wir sogar Nashörner, Löwen und einen Geparden. Wenngleich weit entfernt, führt deren Sichtung gleich zu einer Ansammlung von mehreren dutzend Safari-Fahrzeugen mit neugierigen Touristen, wir wir selbst auch… 😉
Zum Schluss fahren wir durch dichte Ansammlungen von Zebras, Gnus, Büffel und Warzenschweinen, entdecken eine Hyänenfamilie mit Jungtieren und fühlen uns erneut wie in ein Paradies versetzt.
Memorial und Urnengrab für Prof. Dr. Bernhard Grzimek und seinen Sohn Michael
Blick vom Aussichtspunkt in den 600m tiefen Ngorongoro-Krater
Nach diesem erlebnisreichen Tag kommt uns das „Ngorongoro Farm House“ als Quartier wie gerufen. Eine Kaffee-Farm und Lodge mit rustikalen Bungalow-Häusern, verteilt auf einem riesigen Gelände. Fast 10 Minuten brauchen wir, allein um von unserem Bungalow zum Restaurant zu marschieren. Dafür entschädigt uns aber die Ruhe und der herrliche Blick in die Landschaft, den wir durch die Panoramafenster und von der Terrasse unserer Unterkunft genießen.
Leider erwischte mich in der Nacht eine schlimme Magen- und Darmverstimmung. Um unnötige Gefahren auszuschließen entscheiden wir daher, am nächsten Morgen nach Moshi zurück zu kehren. Die noch ausstehenden Teile der Safari (Besuch der Serengeti und des Lake Natron) werden Rosi und ich später nachholen, vielleicht schon über die Ostertage…? Glücklicherweise bin ich nach zwei Tagen Erholung in Moshi wieder voll „genesen“. So verbrachten wir den Silvester- und Neujahrstag zwar doch nicht wie geplant in der Serengeti sondern in Ruhe zu hause, was wir aber auch sehr genossen haben.